Moderne Galerie des Saarlandmuseums

16.06.2023 – 17.09.2023

Bedeutend sind Riethmüllers Rauminstallationen. Immer wieder spielt sie mit den Absurditäten des Lebens und fordert diese durch eine oftmals aufreibende, langwierige, geistig wie körperlich fordernde Arbeitsweise heraus. Eine ihrer neuesten Arbeiten ist die Installation Kostbare Illusion (seit 2020), bei der sie aus handelsüblichen Baueimern so viel Material herausschneidet, bis ein filigranes Muster entsteht. Aus dem einfachen Alltagsprodukt wird ein dekoratives Kunstobjekt, das seiner Funktion enthoben wurde. Dahinter steckt die Frage, was ein Objekt zur Kunst macht? Zum anderen wird hier ein günstiger Gegenstand aus dem harten Handwerkeralltag zu einem Kunstobjekt, dessen Preis sich nur wenige leisten können. Ähnlich gesellschaftskritisch sind auch die Installationen aus Audiokabeln, die an geklöppelte Spitze erinnern und verwoben sind mit einem „Soundgeflecht“ aus Erzählungen, historischen Texten und Umgebungsgeräuschen.

Geflechte und Gefüge 2023

Thema ist die Veränderung und Auflösung von gesellschaftlichen Strukturen, wie sie auch nach der französischen Revolution stattfand und dem auch das Ende der hochentwickelten Spitzenkultur einherging. Gesellschaftliche Umbruchsituationen bringen Verunsicherung und eine starke Verletzlichkeit der eigenen Identität mit sich.

Damals wie heute finden diese statt. Verbindungen lösen sich auf, gewachsene Gefüge verlieren ihren Halt und ihre Bedeutung. Das Bild der Verletzlichkeit wird durch die fragmentarisch, auseinanderfallend, sich auflösend Umsetzung der Klöppelspitze verdeutlicht. Aus den Lautsprechern sind Statements zu hören von Menschen unterschiedlichen Alters und Herkunft, die sich mit der eigenen Identität auseinandersetzen.